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Die Reisen der Medusa



Juli 2005 bis August 2005 : Von Thyborön/Dänemark bis Culatra/Portugal



So ist es geplant, wir wollen von Thyborön in Dänemark über die Nordsee nach Schottland. Dann durch den Kaledonischen Kanal in die Irische See und von dort runter nach Portugal. Auf den Spuren des "Keltischen Rings", eines Buches von Björn Larsson.
Es erwartet uns eine Wetterlage wie sie nicht schlechter sein könnte für diesen Plan. Ein Hochkeil über England und ein Trogtief über der Ostsee, das sind Windstärken zwischen 5 und 7 die uns da entgegen wehen. Der Wind stand vorherrschend aus West bis Nordwest, also aus der Richtung unseres Ziels.

Da gibt es dann auch eine nette Begegnung mit einem "Dicken", der pardout nicht ausweichen will.
Wir ändern unseren Plan recht schnell, nachdem sich für die Wetterlage nichts anderes abzeichnet. Wir halten Kurs auf den englischen Kanal, um zumindest mit Halbwind diesem Schietwetter zu engehen.

Die Entscheidung bereuen wir nicht, denn die Wetterlage hielt sich noch 2 Wochen. Es wäre nahezu nicht möglich gewesen, nach Schottland zu segeln. Und wir haben nun wunderbaren Segelwind und rauschen mit 6 bis 7 Knoten in Richtung Englischer Kanal .
Das Ölzeug bleibt allerdings unsere Standardbekleidung und vom Sommer ist keine Spur. Wir halten Kurs auf die westfriesische Insel Ameland in Holland, um dort unsere Wunden zu lecken.

"Land Unter" auf Ameland - und das im Juli. Zwischen kopfschüttelnden Holländern wird durch das hüfttiefe Wasser der Einkauf getätigt. Aber wir sind im Hafen und fühlen uns sicher.
Wir beschließen, wegen des harten Wetters den Weg über das Wattenmeer nach Den Helder zu nehmen. Da wir keine Karte haben, machen wir uns eine Kopie von einem netten, hilfsbereiten Holländer, der mit seinem Plattboden-Schiff neben uns im Päckchen liegt.

Am nächsten Tag erreichen wir den Hafen Oudeschield auf Texel. Die Fahrt durch das Wattenmeer verläuft unproblematisch. Das Wetter ist wie gehabt: Grau in grau.
Jetzt geht es vorbei an Den Helder raus in den Kanal. Der Wind stimmt und die einsetzende Strömung bringt uns rasch voran. Und diesmal sogar in die richtige Richtung.

Dann klart es sogar endlich mal ein wenig auf und wir können ein Becks im Cockpit geniessen und das Logbuch draußen schreiben.
Ein Sonnenuntergang, der Hoffnung verspricht und eigentlich Standard sein müsste für diese Jahreszeit. Er sagt, wie es in allen Wetterbüchern steht, einen schönen, sonnigen nächsten Tag voraus.

Aber Pustekuchen, auch die Sonne kann sich irren. Wir ziehen uns wieder das Ölzeug an und schleusen uns in den Hafen von Stellendamm, wo Andrea leider die Medusa verlassen muss. Ihre Woche ist zu Ende. Anstatt wie geplant von Glasgow nachhause in die Schweiz zu fliegen, nimmt sie jetzt den Landweg, um ihre Arbeit wieder anzutreten.
Weiter Richtung Hoek von Holland. Der Schiffsverkehr nimmt zu, da fährt uns schon der eine oder andere schwimmende Schuhkarton über den Weg. Die machen ja nicht nur die gewohnte, nein mittlerweile sogar eine optische Umweltverschmutzung.

Uns erwartet ein Mix aus Sonne, Regen, wenig Wind und starker Strömung. So kommen wir sehr langsam voran. Wir nutzen jede Gelegenheit, das noch immer so feuchte Innenleben von Medusa zu trocknen. Wir planen einen wirklich langen Schlag bis zu den Channel Islands, aber haben einfach keinen passenden, konstanten Wind.
So steuern wir nach vielen Tagen auf See doch die Normandie-Küste an, die Strömungen und der fehlende Wind haben uns ein wenig zermürbt. So sind wir oft stundenlang rückwärts gedriftet und unser Schlag nach Aldeney, gedacht für 2 oder 3 Tage, wurde zu einer Tortour.

Fecamp ist ein sehr schöner Hafen in der Normandie. Wir haben Glück und einen Sonnentag und können nun endlich mal alles trocknen. Uns, die Wäsche, die Polster und überhaupt...
Schon am nächsten Morgen verlassen wir diesen idyllischen Hafen wieder und versuchen aufzuholen, was nicht mehr aufzuholen ist. Wir wollen so schnell und direkt es geht zu den Channel Islands.

Aber die Nächte vergehen mit wenig Wind. Wir ankern noch einmal hinter der langen Mole von Cherbourg, um die Gegenströmung abzuwarten und dann gleich wieder zu starten.
Und wir kochen und essen und trinken jeden Tag sehr gut, fast bei allen Bedingungen und auch immer auf See. Ravioli-Dosen gibt es nicht bei uns an Bord.

Endlich sind wir auf Alderney. Wir machen fest an einer der zahllosen Moorings und verholen uns mit dem Dinghi an den Steg. Das haben schon viele gemacht.
Aus unserem geplanten Einkauf wird nichts, denn wir landen prompt auf einem Inselfest. Alle Läden dicht, dafür wird Miss Alderney gekürt. Und es gibt frisch gezapftes Bier im "beer-tent".

Wir erfahren die richtige Einstellung dieses Inselvolkes, und sie haben recht. Unser bisheriger Törn lässt sich nicht besser zusammenfassen.
Und der Blick auf den Atlantik und den Ankerplatz ist so genial. Gerne wären wir noch ein paar Tage hier geblieben.

Aber es war nur ein Tag. Schon am nächsten Morgen starten wir wieder und haben zum ersten mal auf unserem Törn eine lange und ausgiebige Begegnung mit Delfinen.
Und endlich schalten wir um auf angemessene Getränke, denn wir segeln jetzt nach Süden. Die Biskaja liegt vor uns, es muss doch mal richtig warm werden hier, mitten im Sommer. Es ist immerhin Anfang August.

Etwas wärmer schon, aber wenig Wind, wir kommen nur langsam voran. Was uns jetzt ärgert, ist ein Hoch, dass genau über uns liegt. Schwachwind, Flaute, Motoren und immer die Vorhersage, in Richtung Süden wird es besser. Da soll sogar Starkwind sein.
Was sich dann auch bestätigt. Je näher wir dem Kap Finistere kommen, desto mehr Wind haben wir. Am Ende rauschen wir mit 7,5 Knoten in Richtung des Kaps und verlieren in der Nacht sogar unser Dingi, weil wir es im Schlepp hatten und zu faul waren, es rechtzeitig an Deck zu nehmen. Flauten machen unaufmerksam.

Nach 6 Tagen auf See machen wir in Camarinas, einem kleinen Hafen südlich vom Kap Finistere, fest. Wieder geraten wir prompt in ein Fest, das im Hafen stattfindet und werden sofort zu gegrillten Sardinen mit Freibier und Freiwein eingeladen.
Wir legen mal wieder einen seltenen Hafentag ein. Endlich haben wir uns, nach soviel Kälte und Nässe, den Sommer ersegelt und trocknen noch ein paar Sachen.

Es ist auch mal wieder schön, einfach in einem Straßenlokal zu sitzen und dort zu essen und zu trinken und die schöne Stimmung in diesem netten, kleinen, galizischen Ort zu geniessen.
Am nächsten Tag geht es allerdings weiter. Es dauert nicht lange und wir haben endlich mal einen Fisch an der Schleppleine. Das kam leider viel zu selten vor.

Bärbel und Carola zaubern auf See ein umfangreiches und leckeres 3-Gänge-Menü.
Allein schon die Vorspeise : Gefüllte Zuchini-Röllchen Crema di Balsamico! Einen so excellenten kulinarischen Törn hat es wohl schon lange nicht mehr gegeben.

Das Wetter ist nun richtig schön, leider fehlt uns immer noch der richtige Wind, um zügig entlang der Westküste nach Süden zu segeln. Aber die Küste in Galicien entlang der Rias ist wirklich traumhaft.
Delfinbesuche werden zur Regel. Mehrmals täglich begleiten sie uns oft längere Zeit und treiben ihre Spielchen in der Bugwelle der Medusa.

Der Blister wird zum Standardsegel, zum Glück haben wir doch noch einen leichten Nordwind. Die Delfine scheinen das schöne, große Segel ebenfalls zu mögen.
Nach 4 Wochen steuern wir den ersten portugiesischen Hafen an : Figueira da Foz. Leider muss Bärbel hier aussteigen, weil ihr Urlaub beendet ist. Jetzt sind wir nur noch zu dritt.

Weiter geht es entlang der Küste nach Süden. Der Wind ist sehr schwach und auch die Wettervorhersage verspricht Schwachwind und Flaute. So dümpeln wir und motoren viel. Wo ist der portugiesische Norder, der hier eigentlich so beständig weht? Eigentlich ...
Des Motors überdrüssig laufen wir Peniche an, ganz früh am Morgen. Sofort sind wir umringt von den Behörden und werden nach der Farbe des Bootes und der Anzahl der Masten verhört. Auch unser Liegeplatz ist falsch gewählt.

Wir sollen um den Steg herum längsseits an einer englischen Yacht festmachen. Mittlerweile geht die Sonne auf und vertreibt so langsam den Flautennebel, der über dem Hafen liegt.
Oli kann sich beim Anlegen nicht entscheiden, ob er auf dem britischen Schiff oder auf der Medusa bleiben will. Das führt zu einen Spagat-Effekt und zu allem Überfluss fällt ihm dann der Pass ins Hafenwasser. Der hilfsbereite Engländer birgt ihn mit der Pütz.

Alles wird gut. Solange nur die Dokumente absaufen, ist die Welt noch in Ordnung, aber ob dieses Exemplar in den Augen der gewissenhaften portugiesischen Behörden noch als Dokument gilt, ist fraglich. Aber zum Glück sind wir ja schon einklariert.
Ein paar Stunden später verlassen wir Peniche und setzen den Blister. Bärbel hat inzwischen in Deutschland die Rolle als unsere Metereologin übernommen. Was sie uns als Vorhersage von Wetter-Online per SMS übermittelt, klingt überhaupt nicht gut : Weiterhin Schwachwind bis Flaute, zum Glück kommt der Schwachwind aus der richtigen Richtung und wir hoffen auf ein wenig Thermik.

Zum Glück hat sich Wetter-Online in der Windstärke vertan. Je näher wir dem Cabo Vicente kommen, umso beständiger und kräftiger wird der Wind.
Wir haben endlich das Cabo Vicente erreicht und stoßen auf den 37. Breitengrad an. Auf dem 57. sind wir vor fast 5 Wochen gestartet. Nun sind wir fast am Ziel.

Auch Skipper Günni ist zufrieden, als wir endlich mit 7 Knoten unter Blister das Kap umrundet haben und nun mit Ostkurs an der Algarve-Küste entlangsegeln können.
Noch einen Tag und wir fahren in das Lagunengebiet von Faro und Olhao und hier in die kleine, geschützte Bucht vor der Insel Culatra. Dort werfen wir das Eisen und warten auf das ablaufende Wasser.

Mit einem Twinkieler wie Medusa haben wir den grossen Vorteil, trockenfallen zu können. Und so kommen wir an eine absolut geschützte Stelle und erleben die Tideneffekte hautnah. Einige Stunden schwimmen, dann einige Stunden auf dem Sand stehen.
Carola vollbringt die Heldentat, den Anker schön tief einzugraben als das Wasser weg ist. So ein Anker, tief im Sand, muss halten und wir können Medusa hier in dieser geschützten Bucht getrost alleine liegen lassen. Es sind auch nette Leute da, die mitunter einen Blick auf sie werfen.

Noch ein Abschiedsbier in einer der vielen Bars auf der Insel und wir setzen und auf die Fähre zum Festland und verholen uns zum Flughafen Faro. Der Rückflug dauert 3,5 Stunden, unsere Reise dauerte 5 Wochen. Crazy Gefühl !

Fazit :

Unsere Segelreise dauerte 5 Wochen und wir haben dabei 1880 Seemeilen zurückgelegt. Wir hatten sehr viel Pech mit dem Wind und Wetter. Nach den Starkwindtagen auf der Nordsee folgten viele Tage mit ungünstigen Windrichtungen und Flauten. Statistisch vorherrschende Windrichtungen, wie der portugiesische Norder, traten nicht oder nur teilweise ein.

So dauerte unsere Reise eine Woche länger als geplant und wir haben viel mehr Tage und Nächte auf See verbracht, als wir dachten.

Ein wenig schade ist, dass so wenig Zeit dafür blieb, mehrere Plätze und Häfen, sowie Land und Leute zu erkunden. Insbesondere die Channel-Islands und Galicien hätten uns sehr viel mehr interressiert. Auch die Bretagne, die wir ja aus Zeitgründen gar nicht angelaufen sind. Aber das ist wohl oft das Problem beim Segeln, man hat immer zu wenig Zeit und eigentlich ist es fast in jedem schönen Segelrevier möglich, sich Monate aufzuhalten, um alles zu erkunden.

Aber auch das Segeln über längere Distanzen hat seinen ganz speziellen Reiz. Dadurch, dass man oft für Tage und Nächte nur auf sich gestellt und vom Meer umgeben ist, stellt sich ein ganz anderes, tieferes Gefühl der Freiheit ein. Ein Leben fernab aller Telefon- Handy- und Straßennetze, eben ein Leben nur mit dem Meer.

Es war eine schöne Reise !



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